Anlasserreparatur

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Nachdem mein Anlasser sich im letzten Herbst mit einigen Aussetzern verabschiedet hatte und jetzt zum nächsten Saisonbeginn keinen Mucks mehr machte habe ich diesen überholt.

Fehlersuche

Verölter Anlasser nach dem Ausbau

Die Symptome für einen Defekt sind eigentlich klar: Nach dem Druck auf den Starterknopf zieht das runde Relais (Magnetschalter) rechts der Batterie an (macht hörbar KLICK) aber der Anlasser dreht nicht oder nur gelegentlich oder gelegentlich nicht. Das der Fehler nicht am Magnetschalter liegt kann man überprüfen, indem man ein Multimeter (Spannungsmessung, U) an das Anschlusskabel des Anlassers und an das Motorgehäuses klemmt und den Startknopf drückt. Das Multimeter muss jetzt mind. 12V anzeigen. Zeigt es weniger an ist die Batterie leer, zeigt es 0V an hat der Magnetschalter nicht angezogen oder ist defekt. Zur Not geht dieser Test auch mit einer normalen 12V Rücklichtlampe. Lampe an - Magnetschalter geht, Lampe nicht an - Magnetschalter geht nicht.

Demontage

Nachdem klar ist, dass der Anlasser eine Macke hat hab ich erst mal das Öl abgelassen. Bei mir stand eh ein Ölwechsel an daher habe ich dieses entsorgt. Hat man den gerade hinter sich würde ich sagen kann man das Öl problemlos in einem sauberen Gefäß (3 Liter) auffangen und wiederverwenden. Das Ablassen ist wichtig, da man sonst eine schmierige Überraschung erlebt, wenn man den Anlasser ausbaut.

Aber es geht auch anders:

Ausbau ohne das Motoröl abzulassen

Das Motorrad auch ca. 45° nach rechts neigen, gegen umkippen und wegrutschen sichern! Durch das Neigen liegt der Anlasser nicht mehr im Ölbad. Dann die beiden SW10- Schrauben am Motorblock lösen. Jetzt kann man den Anlasser aus dem Motor- gehäuse heraus ziehen.

Anlasser ausbauen ohne Öl abzulassen (die Zweite)

Es treten an: Kohle neu vs. Kohle alt
Der Simmering mit Feder (BABSL) verspricht eine bessere Abdichtung als das Originalteil.

Man löst die beiden langen Schrauben seitlich des Anlassergehäuses mit einem Kreuzschraubendreher und zieht zuerst den Teil ab an dem das Kabel angeschlossen wird. Das Teil mit dm Planetengetriebe bleibt vorerst am Motor.

Zum Vorschein kommt der Kommutator des Ankers und in dem abgebauten Gehäuseteil, die Kohlenplatte. Stellt sich bei der Demontage heraus das in diese Bereich alles verölt oder besser verölschlammt ist, muss die Wellendichtung getauscht werden. Diese Dichtung verhindert in intakten Zustand, dass Öl aus dem Motor in den Anlasser läuft, wo es nicht hingehört. Findet man kein Öl, dann sind nur die Kohlen verschlissen und müssen ersetzt werden. Der Tausch der Wellendichtung ist keine große Sache, daher würde ich sie direkt mitmachen.

Zerlegen

Bei der weiteren Demontage mit großer Sorgfalt vorgehen. Es sind einige Kleinteile enthalten die unter Umständen verloren gehen können besonders, wenn alles stark verölt ist. Für die Reinigung funktioniert eine große Flasche Bremsenreiniger am besten. Vorsicht besonders mit dem Anker. Die Wicklung ist lackisoliert und darf nicht beschädigt werden. Am besten reinigen und dann in einem Tuch eingewickelt zu Seite legen.

Die weiter Demontage ist kein Problem, es ist alles nur zusammengesteckt. Vorsicht mit den Zahnrädern und dem Zahnkranz vom Anlassergetriebe diese können leicht herausfallen.

Zur Demontage der Anlasserwelle muss das Antriebszahnrad abgenommen werden (Sprengring) und der Sprengring vor dem Lager entfernt werden. Jetzt kann man die Welle relativ leicht ,mit einer Schraubzwinge (Holz zwischenlegen) herausgedrückt oder mit einem Kunststoffhammer heraus geklopft werden.

Die Wellendichtung entfernt man am einfachsten mit Hilfe einer Unterlegscheibe und einer Schraubzwinge Die Scheibe muss so eben durch die Öffnung der Wellendichtung passen. Dann führt man den Schraubenteil der Schraubzwinge durch das Lager, setzt auf der Unterlegscheibe auf, rückt diese etwas aus der Mitte zum Rand der Dichtung und legt auf der Gegenseite ein Stück Holz unter um den Zentrierand des Anlassers nicht zu beschädigen. Jetzt kann man die Dichtung leicht heraus pressen. Wenn die Dichtung heraus ist kann man sehen warum es sinnlos ist zu versuchen das Lager mit der Dichtung zusammen herauszuschlagen.

Die Feder sitzt hinter dem Simmerring und hält das Lager.

Das Lager ist mit einer Feder gesichert. Entfernt man diese, kann man auch das Lager, sofern es ebenfalls ersetzt werden soll, mit der Schraubzwingentechnik herauspressen.

Kohlen ersetzen

Alte, originale Kohlenplatte bestückt mit neuen Kohlen.

Bei der Renovierung der Kohlen gibt es bei Yamaha nur die gesamte Platte als Ersatzteil. Diese ist relativ teuer. Sofern die Platte noch in Ordnung ist, das heißt die Isolatoren sind nicht gerissen oder beschädigt und die Federn nicht gebrochen, was gelegentlich vorkommt, kann man auch die Kohlen austauschen. Genau passende sind schwer zu bekommen, die Kohlen sind jedoch aus einem weichen Material, das sich leicht bearbeiten lässt. Es muss also nur die Grundform stimmen. Wenn man etwas übermaßige Kohlen kauft, kann man diese problemlos auf das nötige Maß runterschleifen.

Anlöten kann man die Litzen sowohl an der Platte als auch an der Schraube mit einem normalen 30W Lötkolben (Lötpaste verwenden zum verzinnen). Wichtig ist, dass man die Litze oberhalb der Lötstelle etwas aufstaucht, da sie sonst das Lötzinn aufsaugt wie ein Schwamm, was dazu führt, dass sie ihre Flexibilität völlig verliert und nicht mehr zu gebrauchen ist. Eventuell besteht auch die Möglichkeit die Blechplatte aufzubiegen um die Litze wie original einzuquetschen. Das müsste mal jemand erproben.

Vor dem vollständigen Einbau sollte man die Kohlen einschleifen. Die Kohlen sind, wenn neu, oben flach und reiben somit nicht auf Ihrer ganzen Fläche auf dem Kommutator des Läufers. Man muss also die Kohlen so anpassen das sie vollflächig anliegen. Dazu schneidet man ein Stück Schmirgelpapier mit 800er oder 1000er Körnung, das in etwa die doppelte Breite des Kommutators und die Länge des Umfangs des Kommutatos hat. Das Papier faltet man einmal in der Mitte entlang der Längsachse, sodass die Schmirgelseiten außen sind. Jetzt wickelt man es um den Kommutator, so das es gut anliegt und fixiert es mit einem Stück gutem Isolierband. Das Papier darf nicht überlappen. Zum Einschleifen wird nun die Kohlenplatte und der Läufer mitsamt dem Schmirgelpapier in das hintere Gehäuseteil des Anlassers eingesetzt. Durch vorsichtige rechts-links Drehbewegungen (ca. 90°) kann man nun die Kohlen genau anpassen. Dabei darauf achten, das sich das Schmirgelpapier mit dem Läufer dreht und nicht mit den Kohlen. Wenn das Papier auf dem Kommutator rutscht, erneuern. Der Vorgang geht trotz des feinen Schliffs relativ schnell. Von Zeit zu Zeit kontrollieren ob die Kohlen schon vollflächig rund angeschliffen sind. Wenn das der Fall ist muss alles gut gereinigt werden. Dafür eignet sich Waschbenzin oder Bremsenreiniger und eine Zahnbürste.

Zusammenbau

Anlasser Lager einpressen.jpg

Das neue Lager (6003Z) wird so eingesetzt, das die geschlossene Seite zum Motor zeigt. Vor dem Einsetzen das Lager einige Zeit in das Gefrierfach legen (es zieht sich zusammen und passt besser) und dann beim Einbau darauf achten, das man ausschließlich auf den äußeren Ring drückt, man braucht also ein passendes Stück Rohr oder eine entsprechend große Nuss aus dem Knarrenkasten. Die Feder einbauen. Die neue Wellendichtung (Simmerring mit Feder) so einsetzen, das die Feder zum Lager zeigt. Die Dichtung mit Feder ist 6 statt 5 mm dick und ragt daher etwas aus dem Sitz, was aber nicht weiter tragisch ist. Nach dem Einsetzen die Dichtlippe der Wellendichtung mit etwas Fett bestreichen. Die Gehäusedichtungen (X-, Quad oder O-Ringe einsetzen). Da ich die richtige Größe nicht bekommen konnte habe ich X-Ringe genommen, die in etwa die Schnurstärke der Originalen hatten, aber ca. 5mm größer im Durchmesser waren. Diese habe ich dann mit einem Skalpell getrennt und die Schnur an der Dichtfläche um das Gehäuse gelegt. Dann die richtige Länge markiert und die Dichtung auf die Richtige Länge geschnitten. Danach Schittflächen entfetten und die Dichtungen mit Sekundenkleber wieder verbinden. Funktioniert bestens und ist ein erprobtes Verfahren. Es gibt sogar Kits mit unterschiedlichen Schnüren für diese Technik. Nun den Rest gemäß der Explosionszeichnung (s. C-07CMSNL (?)) zusammensetzen. Darauf achten, das die Distanzringe und die Beilegescheiben an der richtigen Stelle sitzen (Reihenfolge der Scheiben (dünn / dick / dünn). Bei der Montage der Anschlussschraube darauf achten, das sie mit den Kunststoffscheiben vom Gehäuse isoliert ist. Das Getriebe, die Durchführung des Läufers durch das Zwischenblech und den Lagerzapfen auf der Kohlenseite habe ich leicht gefettet.

Wenn alles richtig zusammengebaut wurde muss sich die Abtriebswelle mit der Hand drehen lassen.

Dann den Anlasser mal mit Hilfe eine Starthilfekabels an die Batterie anschließen und kucken ob er dreht. Wenn ja ist das ein gutes Zeichen, wenn nein müsst Ihr euch auf Fehlersuche begeben.

Der im Forum angegebene O-Ring für die Montage am Motorgehäuse ist meiner Meinung nach mit 2,5mm zu dick. Ich habe einfach den Anlasser nicht in das Motorgehäuse geschoben bekommen und daher die alte Dichtung (war original Yamaha, hab ich vor Jahren mal da gekauft - eindeutig dünner als 2,5mm) wiederverwendet.

Den Anlasser ins Motorgehäuse schieben und anschrauben. Das Kabel anschließen und Öl in den Motor füllen, Startknöpfchen drücken, eine Runde fahren und nicht vergessen eure Erfahrungen in der Diskussion:Anlasserreparatur zu hinterlegen. Viel Spass.

Benötigte Teile

Anlasserreparatursatz vom Drittanbieter. Quelle: ebay

Dichtungen:

  • 1 x Wellendichtring 20 x 35 x 6 BABSL
  • 1 x Kugellager 17 x 35 x 10
  • 1 x O-Ring 42 x 2 (41 x 2 soll auch passen)
  • 1 x O-Ring 64 x 2
  • 1 x O-Ring 64 x 1,5
  • Kohlenbürsten: Größe 10x6x13,5 mm
  • z.B. TYP KSX13
  • oder die Bosch-Kohlen Nr. 1 007 014 145
  • oder die VW-Kohlen Nr. 026 911 215. Die VW-Kohlen sind bei VW-Classic-Parts günstig erhältlich [1].
  • Original Yamaha Ersatzteil 11H-81840-00 ca. 60,- €

Es gibt seit einiger Zeit auch Anlasserreparatursätze (starter rebuild kit) die bei ebay USA angeboten werden. Das ist sicherlich eine günstige Alternative, wenn man die Bürstenplatte benötigt. Die folgende Suche bringt meistens ein paar Ergebnisse: http://www.ebay.de/sch/i.html?_nkw=starter+rebuild+kit+xz+550

Im Forum werden gelegentlich Sammelbestellungen für das Kit angeleiert.